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Finanzwissen

Was treibt Vinod Khosla an?

Künstliche Intelligenz (KI) und verwandte Technologien haben das Potenzial, uns alle zu befreien - mit ein wenig Hilfe von visionären Risikokapitalgebern wie ihm, dem US-amerikanisch-indischen Milliardär, der sich selbst als "Techno-Optimist" bezeichnet.

Datum
Autor
Wendy Cooper, Gastautorin
Lesezeit
5 Minuten

Ein Mann, leger gekleidet, weisses Haar, sitzt draussen vor Tannenbäumen, die Arme vor sich auf den Tisch gestützt.
Nach einer "sehr einsamen unternehmerischen Reise" hilft Vinod Khosla nun Start-up-Gründerinnen und -Gründern, "Unternehmen aufzubauen, die die Welt wirklich nachhaltig verändern". © Khosla Ventures

Nahezu kostenlose medizinische Grundversorgung für alle. So gut wie kostenloser Nachhilfeunterricht für jedes Kind. Lohnende Arbeitsplätze und ein Ende der Schufterei. Personalisierte Unterhaltung auf Abruf. Die Klimakrise ist bewältigt.

Dies sind nur die aufsehenerregendsten von "12 Prognosen für die Zukunft der Technologie", die Vinod Khosla im April 2024  in einem TED-Vortrag vorstellte. Und wer seine Behauptung, dass dies "ein paar Unternehmerinnen und Unternehmer mit Unterstützung der Politik bewirken können", zu hochtrabend findet, sollte Khoslas Leistungsausweis ansehen.

Mit einem geschätzten Vermögen von USD 7.2 Milliarden ist Vinod Khosla einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Investoren der Welt. Seine Gabe, bahnbrechende Technologien mit hohem Ertragspotenzial zu erkennen - die Kernkompetenz eines Risikokapitalgebers - hat ihm über das Silicon Valley hinaus Kultstatus verschafft.

Der Venture-Kapitalgeber ist ein sympathischer, redegewandter und medienaffiner Unternehmer, der auch auf der politischen Bühne eine gute Figur macht. Khosla ist ein bekennender Anhänger der Demokraten und veranstaltet regelmässig Spendensammlungen für seine Partei. Nun hat der 69-Jährige erklärt, den Rest seines Lebens der "Neuerfindung der gesellschaftlichen Infrastruktur" zu widmen.

Eine grosse Vision. Aber wie hat alles angefangen?

Jungunternehmer mit grossen Ideen

Profil eines Mannes in Anzug und Krawatte, der sitzt, spricht und einem Publikum Datenträger zeigt
Inspiriert wurde Khosla von dem ungarischen Einwanderer und Intel-Gründer Leslie Vadász. © Stephen Crowley/NYT/Redux/laif

Khoslas Vater war Offizier in der indischen Armee und wollte, dass Vinod in seine Fussstapfen tritt. Doch sein im Januar 1955 in Puna, Maharashtra, geborener Sohn hatte bereits im Teenageralter andere Pläne und eigene Ideen.

Inspiriert von der Geschichte von Intel und dessen Gründer Leslie Vadász, einem ungarischen US-Einwanderer, studierte Khosla Elektrotechnik am Indian Institute of Technology (IIT) in Neu-Delhi, wo er sich schon früh für neue Technologien interessierte.

Nachdem er 1975 mit dem Versuch gescheitert war, ein Sojamilchunternehmen zu gründen, mit dem er den Millionen seiner Landsleute ohne Kühlschränke eine Milchalternative bieten wollte, verliess Khosla Indien, um seine Startup-Träume in den USA zu verwirklichen.

Er machte erst seinen Master in Biomedizintechnik an der Carnegie Mellon University, wo er mit einem Vollstipendium studierte, und zog danach ins Silicon Valley. Dort sammelte er in zwei Fulltime-Jobs die notwendige Berufserfahrung für ein MBA-Studium an der Stanford University Graduate School of Business, das er 1980 abschloss.

Danach startete Khosla eine Reihe bemerkenswert erfolgreicher Unternehmen, die seinen Ruf als visionärer Unternehmer begründeten.

Khosla hat eine "sehr einsame unternehmerische Reise" hinter sich

Zunächst war er Mitbegründer von Daisy Systems, dem nach eigenen Angaben ersten bedeutenden computergestützten Entwicklungssystem für Elektroingenieure. 1982 gründete er dann zusammen mit anderen Stanford-Absolventen Sun Microsystems, wo die Computerprogrammiersprache Java entstand. 

Nach fünf Jahren erwirtschaftete Sun bereits einen Jahresumsatz von einer Milliarde US-Dollar. Als Sun-CEO stellte Khosla zudem mehrere Mitarbeitende ein, die später selbst zu Tech-Legenden wurden, darunter der ehemalige Google-CEO Eric Schmidt und Carol Bartz, die ehemalige Vorstandsvorsitzende und CEO von Yahoo.

Sun war der Startschuss für Khoslas Karriere als Risikokapitalgeber. Das Startkapital für die Sun-Gründung stammte von seinem Freund und Vorstandskollegen John Doerr von der Risikokapitalfirma Kleiner Perkins Caufield and Byers (KPCB). 1986 trat Khosla als Gesellschafter bei KPCB ein, wo er Investitionen in damals aufkommende Technologien wie Videospiele und Halbleiter verantwortete.

Vorausschauende Prognosen und Überzeugungskraft

Vier Männer stehen um einen altmodischen Computer herum.
1982 gründete Khosla zusammen mit anderen Sun Microsystems, wo die Computerprogrammiersprache Java entstand. © Ben Baker/Redux/laif

Khoslas Prognosefähigkeiten und seine Überzeugungskraft haben sich für KPCB ausgezahlt - und dem Unternehmen Milliarden eingebracht.

Der nächste logische Schritt war die Gründung einer eigenen Risikokapitalgesellschaft. Getrieben von der Notwendigkeit, "flexibel zu sein, um sich um seine vier heranwachsenden Kinder zu kümmern, dem Wunsch, wieder mehr zu experimentieren und manchmal auch 'unüberlegte wissenschaftliche Experimente' zu finanzieren", wie es auf seiner Webseite heisst, gründete der Entrepreneur im Jahr 2004 Khosla Ventures.

Innovative Technologien mit sozialer Wirkung

Zu den "Experimenten" von Khosla Ventures zählen frühe Grossinvestitionen in alternative Energietechniken wie Solarenergie, Biokraftstoffe und Batterien sowie die für Khosla typische weitsichtige Entwicklung von Plattformen für die Lieferung von Lebensmitteln. Seine Begeisterung für experimentelle Technologien mit sozialer Wirkung wurde auch dadurch nicht gebremst, dass sich einige dieser Investitionen erst nach längerer Zeit auszahlten. Laut Business Insider, einem US-amerikanischen Nachrichtenportal zu den Themen Wirtschaft, Technologie, Finanzen und Politik, hat es zehn Jahre gedauert, bis Khosla Ventures "mehr als eine Milliarde US-Dollar" eingespielt hat.

Eine der Erfolgsgrundlagen der kapitalistischen Wirtschaft ist die Skalierbarkeit von Lösungen. Und Khosla ist zutiefst überzeugt davon, dass dieser Erfolgsfaktor auch dabei hilft, die gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Er ist ebenso davon überzeugt, dass "KI-Systeme umso leistungsfähiger werden, je mehr man sie einsetzt". Dabei räumt er durchaus ein, dass KI und maschinelles Lernen viele Arbeitsplätze ersetzen und die Einkommensunterschiede vergrössern werden. Aber er ist sich auch sicher, dass sie genug Bruttoinlandsprodukt generieren werden, um allen Menschen ein Grundeinkommen zu ermöglichen und um all die Wohltaten zu bringen, die er in seinem inspirierenden TED-Vortrag im Frühjahr dieses Jahres erwähnte.

Vier Männer, leger gekleidet, unterhalten sich an einem Tisch im Freien - ein Mann steht.
Nachdem er erfolgreich das Aufkommen von Technologien wie Videospielen und Halbleitern vorhergesehen hatte, gründete Khosla seine eigene Wagniskapitalfirma. © Brian L. Frank/Redux/laif

Darüber hinaus hat Khosla seine eigenen Erfolge und Erfahrungen in diesem Sektor genutzt, um neu zu definieren, was Wagniskapital eigentlich ist oder sein sollte.

"Erstaunlich viele Risikokapitalgeber, vor allem jene aus eher finanzorientierten Firmen, schaden Neugründungen mehr, als sie ihnen nützen", behauptet der Startup-Förderer. Und warum? Weil "sich viele in den Vorständen von Unternehmen tummeln, ohne jemals selbst ein Unternehmen aufgebaut oder eines von innen kennengelernt zu haben".

Nachdem er selbst eine, wie er es nennt, "sehr einsame unternehmerische Reise" hinter sich gebracht hat, hilft Khosla nun Start-up-Gründerinnen und -Gründern dabei, "Unternehmen aufzubauen, die die Welt wirklich nachhaltig verändern".

"Bei Khosla Ventures sind wir davon überzeugt, dass wir für unsere Portfoliounternehmen mehr tun müssen, als sie bloss mit Kapital zu versorgen - wir müssen für sie einen Mehrwert generieren", sagt der Vordenker. "Deshalb bezeichnen wir uns als Venture-Assistance-Firma und arbeiten engagiert daran, den Erwartungen gerecht zu werden, die mit dieser Bezeichnung verbunden sind."

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