LGT Private Banking House View

Mai 2025 - das Wichtigste in Kürze

Der von US-Präsident Donald Trump ausgelöste Handelskonflikt bleibt ein bedeutendes Risiko für Anlegerinnen und Anleger, was sich eindeutig in der Volatilität der Märkte zeigt. Insbesondere die Beziehungen zwischen den USA und China, den weltweit grössten Volkswirtschaften, dürfte auch weiterhin äusserst fragil bleiben. 

  • Datum
  • Autor Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
  • Lesezeit 7 Minuten

Bergstrasse
© Shutterstock

In unserer gegenwärtigen Standortbestimmung erwarten wir 2025 eine Wachstumsabkühlung der US-Wirtschaft mit möglichen rezessiven Tendenzen, trotz eines robusten Arbeitsmarktes. Die Eurozone zeigt ein ähnliches Wachstumsprofil mit Raum für weitere Zinslockerungen. Im Anleihensegment sind US-Staatsanleihen stabil, aber mit Unsicherheit behaftet aufgrund der Fiskalpolitik. Vor diesem Hintergrund bevorzugen wir längere Euro-Durationen und sind vorsichtig bei Hochzins- und Schwellenländeranleihen. 

Unsere Aktienstrategie bleibt defensiv, besonders in den USA und Schwellenländern. Wir haben den Gesundheits-, Versorger- und zyklischen Nicht-Basiskonsumsektor umgestuft. Im Devisenbereich gehen wir von einer moderaten Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro aus und sehen Gold weiterhin als attraktive Diversifizierungsmöglichkeit.

Wir hoffen, dass unsere Analysen und Einschätzungen Ihnen in diesem anhaltend herausfordernden Marktumfeld Unterstützung in Ihren Investitionsentscheiden bieten können.

Makroökonomisches Umfeld

Am 2. April 2025 lösten massive Zollerhöhungen der US-Regierung einen globalen Handelskonflikt aus, der zu schweren Marktverwerfungen und gegenseitigen Strafzöllen führte. Trotz eines kurzfristigen Moratoriums bleibt das Zollniveau hoch und belastet weltweit Unternehmen, Investitionen und Konsum. Die US-Wirtschaft zeigt erste Bremsspuren durch unterbrochene Lieferketten und sinkende Investitionen, ohne bislang in eine Rezession zu rutschen. Für 2025 erwarten Ökonominnen und Ökonomen jedoch ein stagnierendes Wachstum, steigende Arbeitslosigkeit und temporär höhere Inflation. Anlegerinnen und Anleger sehen sich mit einem Umfeld aus Unsicherheit, hoher Volatilität und zunehmenden Abwärtsrisiken konfrontiert.

Anlagestrategie

Die US-Handelszölle haben den globalen Lieferketten einen schweren Schlag versetzt und sorgen für Gegenwind und Unsicherheit, die dazu führen, dass Unternehmen ihre Investitionen aufschieben. Wir sind der Ansicht, dass die aktuellen Aktienkurse diese Komplikationen und Unsicherheiten nicht angemessen widerspiegeln, und bestätigen daher unsere derzeitige taktische "Untergewichtung" in globalen Aktien. Ebenso bleibt unsere Positionierung in globalen Hochzinsanleihen und Schwellenländeranleihen "Untergewichtet", so dass festverzinsliche Wertpapiere insgesamt "Untergewichtet" bleiben. Um ein Mass an Flexibilität bei sich bietenden Gelegenheiten zu wahren, behalten wir eine taktische "Übergewichtung" unserer Barposition über der strategischen Portfoliogewichtung bei.

Aktienstrategie

Seit Dezember 1991 hat der S&P 500 nur sechsmal eine Korrektur von mehr als 15% erfahren, wobei lediglich drei dieser Korrekturen von einer wirtschaftlichen Rezession in den USA begleitet wurden. Zwischen Februar und April 2025 verzeichnete der S&P 500 eine weitere solche Korrektur. Basierend auf einer historischen Analyse mit der Unterscheidung zwischen "rezessiven" und "nicht-rezessiven" Korrekturen zeigt sich, dass bei nicht-rezessiven Korrekturen die US-Gewinne pro Aktie in den folgenden zwölf Monaten anstiegen, während sie bei rezessiven Korrekturen deutlich fielen. Hingegen sank das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) in allen Korrekturen, unabhängig von einer Rezession. Aufgrund der anhaltenden Unsicherheit bleiben wir vorsichtig und bestätigen unser "Untergewicht" für Aktien, insbesondere in den USA und den Schwellenländern. In unserer Sektorenstrategie stufen wir den jüngst abgestraften Gesundheitssektor auf "Attraktiv" hoch, während wir den Versorgersektor nach einer Phase relativer Stärke auf "Neutral" zurückstufen. Zusätzlich stufen wir den zyklischen Nicht-Basiskonsum auf "Unattraktiv" zurück.

Anleihenstrategie

US-Staatsanleihen haben sich nach einer Phase des Verkaufsdrucks stabilisiert, aber Sorgen über die Nachhaltigkeit der US-Fiskalpolitik schüren Ängste. Dies könnte zu marginalen Verschiebungen in Euro-Staatsanleihen führen, jedoch nicht in einem Ausmass, das US-Staatsanleihen als globaler «sicherer Hafen» verdrängt würden. Daher behalten wir eine positive Sicht auf Staatsanleihen bei, mit einer deutlichen Präferenz für längere Euro-Durationen. Darüber hinaus bleiben wir vorsichtig bei globalen Hochzins- und Schwellenländeranleihen, angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen und der erhöhten Unsicherheit aufgrund der US-Handelszölle, die das Wachstum behindern und Unternehmensinvestitionen verzögern könnten. Die aktuellen Unternehmens-Spreads spiegeln diese Risiken unseres Erachtens nicht ausreichend wider.

Währungsstrategie

Wir erwarten eine moderate Aufwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro, hauptsächlich getrieben durch eine anhaltende US-Inflation, die die US-Notenbank dazu veranlasst, die hohen Zinssätze bis zur zweiten Jahreshälfte beizubehalten. Dieses Szenario verstärkt die Renditevorteile zugunsten des US-Dollars gegenüber dem Euro, wobei unser EUR/USD-Ziel in den nächsten sechs Monaten bei 1.10 liegt. Im Gegensatz dazu erwartet wir, dass der Schweizer Franken gegenüber der US-Valuta stabil bleibt, unterstützt durch robuste Fundamentaldaten, politische Stabilität und seinen dauerhaften Status als erstklassige sichere Währung, was unsere USD/CHF-Prognose bei 0.83 bestätigt. Gold bleibt ein überzeugendes Diversifikationsvermögen, mit einem neuen Kursziel von USD 3600.