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Anlagestrategien

Ausblick 2025 Vorsichtig optimistisch angesichts der wirtschaftlichen und geldpolitischen Normalisierung

Das vergangene Jahr war für viele Anlageklassen weltweit ein gutes Jahr, da sich die Weltwirtschaft angesichts der anhaltenden, wenn auch moderaten Inflation als widerstandsfähig erwies. Die zunehmenden geopolitischen Risiken geben zwar Anlass zu Besorgnis, aber die strategischen fiskalpolitischen Ansätze und die immer umfangreichere Erholung der Gewinne sorgen für ein positives Anlageumfeld.

Datum
Autor
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe
Lesezeit
5 Minuten

Ein kuppelförmiger Berg erhebt sich aus dem Wald, im Hintergrund blauer Himmel.
Angesichts der ausgeprägten Unsicherheiten gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren, informiert und anpassungsfähig zu bleiben, um die Chancen zu nutzen, die sich im Jahr 2025 bieten, so Gérald Moser von LGT Private Banking. © Shutterstock/Beach Creatives

Ende 2024 scheint die Welt an einem Scheideweg zwischen einer wirtschaftlichen und geldpolitischen Normalisierung und zunehmenden geopolitischen Verwerfungen zu stehen. Die generell robuste und widerstandsfähige Weltwirtschaft hat es den Zentralbanken ermöglicht, geldpolitische Lockerungen vorzunehmen. Dieser Trend dürfte sich insbesondere in der Eurozone fortsetzen.

Die geopolitische Landschaft sorgt für zusätzliche Komplexität. Spannungen im Zusammenhang mit Handelskriegen, bewaffneten Konflikten und dem globalen Wettlauf im Kampf gegen den Klimawandel - all das hat Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen hat diese Dynamik verstärkt und könnte unvorhersehbare Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben.

Trotz zahlreicher Unsicherheiten geben die grundlegende Stärke der Weltwirtschaft und die proaktiven Massnahmen der politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger Anlass zu vorsichtigem Optimismus für das kommende Jahr. Für Anlegerinnen und Anleger empfiehlt es sich allerdings, das Gleichgewicht zwischen sorgfältig abgewogenen Risiken und Chancen zu wahren.

Europa und die USA im Zwiespalt

Auf einem Feld auf dem Land wirbt ein riesiges Plakat in grossen Lettern für Trump, im Hintergrund blauer Himmel.
Für die USA birgt die politische Verschiebung längerfristig erhebliche Risiken in Form eines deutlichen Anstiegs der Verschuldung und eines Wiederauflebens der Inflation. © Ramon van Flymen/HH/laif

Zahlreiche aktuelle Wirtschaftstrends dürften sich auch 2025 fortsetzen. Hierzu zählen ein robustes Konsumwachstum in den USA bei relativer Konjunkturschwäche in Europa, obwohl steigende Realeinkommen zusammen mit weiteren Zinssenkungen für eine positive Dynamik sorgen dürften. Für Europa erwartet die LGT ein moderat positives BIP-Wachstum, wobei die Inflation unter der Zielgrösse von 2 % verharren dürfte, während das Rezessionsrisiko leicht ansteigt.

Politische Fragen werden die Tagesordnung dominieren. Insbesondere die potenziellen Folgen der neuen Politik in den USA - "Trumponomics 2.0" - lassen sich nicht abschätzen, was die erwartete Volatilität der Wachstums- und Inflationsprognosen in die Höhe treibt. Für die USA dürfte die politische Verschiebung kurzfristig neue Wachstumschancen eröffnen, längerfristig birgt sie jedoch mit einem markanten Anstieg der Verschuldung und der Wiederbelebung der Inflation signifikante Risiken.

Eine Chance zur Diversifikation von Aktienportfolios

Weltweit bauen die Aktienmärkte auf einem Jahr mit solider Kursentwicklung auf, allen voran der S&P 500 Benchmark-Index mit seiner ausserordentlichen Performance. Das Wirtschaftswachstum dürfte in den USA stärker ausfallen als in Europa und somit bessere Bedingungen für ein breiter abgestütztes Ertragswachstum bieten. In den letzten Jahren dominierten bestimmte US-Technologiegiganten sowohl die Marktkapitalisierung des S&P 500 als auch die Ertragslandschaft.

Die LGT ist der Ansicht, dass eine derart hohe Wertkonzentration auf eine kleine Anzahl US-Aktien früher oder später an ihre Grenzen stösst. Die "Magnificent Seven" machen derzeit ein Drittel der Marktkapitalisierung in den USA aus, und die USA selbst repräsentieren 81 % des weltweiten Technologiesektors. Wer jetzt ganz einfach "den Markt kauft", geht spezifische Risiken ein. Diese ungewöhnliche Situation schafft Raum für Rotationen in andere, weniger teure Sektoren und die Möglichkeit einer aktiven Aktienauswahl. Es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, US-Aktienportfolios breiter in Nicht-Technologiesektoren und Small- und Mid-Cap-Segmente zu diversifizieren.

Chancen bei Anleihen mit kürzeren Laufzeiten und bei Gold

Ein Mann in Anzug und Krawatte in einer Büroumgebung spricht und gestikuliert mit den Händen
Gérald Moser, CIO & Head Investment Services Europe

Da die Aussichten auf eine Zunahme der Inflation mit dem Amtsantritt der Regierung Trump steigen, dürfte die US-Renditekurve am kurzen Ende im Zuge anstehender Leitzinssenkungen weiter fallen, wenn auch nicht so rasch, wie bisher angenommen. Das schwächere wirtschaftliche Umfeld in Europa dürfte raschere Zinssenkungen zur Folge haben. Für Anleihenanlegerinnen und -anleger bedeutet dies, dass auf Euro lautende Anleihen profitieren dürften, während US-Unternehmensanleihen mit eher kurzen Laufzeiten kurzfristig Renditeausweitungen erleben könnten. Die unsichere Wirtschaftslage könnte die längerfristigen Aussichten für diese Anleihen allerdings belasten.

Es gilt, informiert und anpassungsfähig zu bleiben, um die Chancen zu nutzen, die sich 2025 bieten.

Gold ist nach wie vor attraktiv für Anlegerinnen und Anleger auf der Suche nach einer Alternative zum US-Dollar. Hinter der jüngsten Rallye des Goldpreises stehen die BRICS-Plus-Staaten, die sich für eine Entdollarisierung der Weltwirtschaft stark machen. Sie stehen jedoch vor grossen internen Herausforderungen, da die Ambitionen der BRICS+-Länder aufgrund mangelnder Kohärenz ihrer geopolitischen Interessen uneinheitlich sind (BRICS Plus ist ein globaler Zusammenschluss von Ländern, der über die fünf Kernmitglieder hinaus erweitert wurde: Neben Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika gehören ihm mittlerweile unter anderem Iran und Saudi-Arabien an.)

Vorsicht vor möglichen Handelskriegen und Zöllen

Die Handelskriege dürften eskalieren - das Ausmass dieser Eskalationen hängt allerdings unter anderem davon ab, in welchem Umfang US-Präsident Trump seine Versprechen in Sachen Zöllen einhalten kann. Schon vor den jüngsten Präsidentschaftswahlen bemühten sich die Unternehmen, ihre Zulieferketten verstärkt unter Kontrolle zu bringen. Daher verlagerten sie Betriebe zurück ins eigene Land, um ihre Abhängigkeit von Ländern wie China zu verringern. Die Auswirkungen von Zöllen und anderen Massnahmen der US-Regierung lassen sich kaum abschätzen, für Anlegerinnen und Anleger könnten sie aber sowohl im Euroraum als auch in China für zusätzlichen Gegenwind sorgen.

Angesichts derart ausgeprägter Unsicherheiten heisst es, kühlen Kopf bewahren. Diese Strategie hat sich schon 2024 für diejenigen Anlegerinnen und Anleger bewährt, die an ihren Anlagen trotz der zahlreichen Stimmungsumschläge und des komplexen Anlageumfelds festhielten. In Zukunft wird es darauf ankommen, informiert und anpassungsfähig zu bleiben, um die Chancen zu nutzen, die sich 2025 bieten.

Marktinformationen unserer Research-Expertinnen und Experten

So sehen wir die Märkte

Die LGT Expertinnen und Experten analysieren laufend die globale Markt- und Wirtschaftsentwicklung. Mit unseren Research-Publikationen zu den internationalen Finanzmärkten, Branchen und Unternehmen treffen Sie fundierte Anlageentscheide.

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