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Market View & Insights
Sportlerfamilien und Unternehmerdynastien teilen mehr als nur ihre beeindruckenden Erfolge. Ob auf der Piste, dem Spielfeld oder im Vorstandszimmer - beide erbringen Höchstleistungen und vererben nicht nur ihre Gene, sondern vor allem auch ihre Werte. Diese gemeinsamen Werte und die Fähigkeit, sie über Generationen hinweg zu bewahren und weiterzugeben, sind der Schlüssel zu ihrem anhaltenden Erfolg.
Wenn Hubert Wenzel die verschneiten Hänge hinunterbretterte, sausten ihm seine Kinder Hanni, Andreas und später Petra hinterher. Die Geschwister wetteiferten auf den Ski, bevor sie laufen konnten.
Offiziell trainierte Hubert Wenzel das Alpin-Damenteam Liechtensteins. Von seinem Tempo profitierten aber vor allem seine Sprösslinge. So machten Hanni und Andreas die Olympischen Spiele 1980 zum Familienfest: Gleich vier Medaillen brachten die Wenzels aus Lake Placid nach Liechtenstein. Bis heute ist Hanni Wenzel die einzige Olympiasiegerin des "Ländle".
Später heiratete sie den österreichischen Skirennprofi Harti Weirather. Klar, dass Tochter Tina Weirather die Ski quasi in die Wiege gelegt wurden. Ganz die Mama fuhr sie als Allrounderin unzählige Weltcup-Podestplätze ein.
Was der Wenzel-Weirather-Clan für den Skizirkus bedeutet, stellen die Maldinis für den Fussball und die Schumachers für den Motorsport dar. Und ihre Familienerfolge erinnern an Unternehmerdynastien wie die Rothschilds (Banken), die Swarovskis (Kristall), die Waltons (Detailhandel) und das Fürstenhaus von Liechtenstein. Sie alle zeichnen sich durch Glanzleistungen aus. Welches Geheimnis steckt hinter solchen Überfliegern? Eine Studie zu Sportlerfamilien zeigt eines klar: Wer mit einem Olympia-Gewinner, einer Olympia-Gewinnerin, verwandt ist, hat tatsächlich eine um 20 % höhere Chance, selbst eine Medaille zu ergattern. Wer aber meint, es gäbe so etwas wie geborene Siegertypen, der irrt. Trotz höchst aufwändiger Analysen rätselt die Wissenschaft je länger desto mehr darüber, wie die rund 20'000 Gene unsere Persönlichkeiten beeinflussen.
"Die Hauptrolle für den Erfolg spielt nicht der Gen-Satz, sondern die Sozialisierung", betont Sabrina Schell, Professorin der Berner Fachhochschule, die unter anderem zu New Work und Familienunternehmen forscht. Entscheidender als die Genetik ist demnach der gemeinsame Esstisch, an dem Eltern ihren Kindern ihre Werte vermitteln.
Im Sport wie im Unternehmen zeichnet sich ein Muster ab: Kinder aus erfolgreichen Familien wachsen in einem Umfeld auf, in dem sie ihre Talente entfalten können. "Von klein auf erleben sie Disziplin und Zielstrebigkeit und sind von Netzwerken umgeben, die sie unterstützen. So erhalten sie früh Zugang zu Ressourcen, die den Erfolg begünstigen", erklärt Schell. Von der der Tribüne aus beeinflussen die Eltern die Karrieren ihrer Kinder meist stärker als die Trainer - so wichtig diese auch sind.
Damit der Nachwuchs seine Chancen auch packt, muss er sich positiv mit dem identifizieren, was die Familie aufgebaut hat. Sonst kann der Schuss nach hinten losgehen. "Wenn der Erfolg der Eltern zu einem unerreichbaren Massstab wird, fühlen sich Jugendliche überfordert. Sie wählen dann andere Lebensentwürfe, die ihnen mehr Zeit für ihr privates Glück lassen. Das muss man nicht als Versagen werten. Es kann eine bewusste individuelle Entscheidung sein", meint Schell.
Ein gemeinsames Verständnis über Werte und Ziele bildet einen wichtigen Baustein dafür, dass erfolgreiche Familien ihr Vermögen an die nächste Generation weitergeben. Die LGT unterstützt diesen Prozess mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung.
Wollen Familien ihren Erfolg langfristig sichern, müssen sie laut Schell vor allem Vertrauen schaffen, eine offene Kommunikation pflegen und ihre Familienbande stärken. Nur so könne man im offenen Dialog frühzeitig sicherstellen, dass die nächste Generation den Erfolgsdruck als motivierend empfindet - und dieser nicht die Grenze zur Belastung überschreitet.
Schauen wir uns einige Sportler-Familien genauer an, die diesen Spagat mit Bravour meistern.
Damit hatte Cesare Maldini 1966 nicht gerechnet. Auf dem "heiligen Rasen" ertönte der Schlusspfiff für den Verteidiger des AC Milano. Doch damit begann erst die Saga der "First Family" des Fussballs. Cesare schlug die Trainerlaufbahn ein und bald darauf legte sein Sohn den Fuss am Ball an. Über 30 Jahre lange kickte Paolo Maldini für den AC Milano, bevor er auch als Fussballfunktionär in die Fussstapfen seines Vaters trat. Bis heute darf kein anderer Spieler seine Rückennummer 3 tragen - es sei denn, er heisst Maldini. Fast schade, dass Daniel Maldini, Enkel von Cesare und Sohn von Paolo, dem Herzensclub der Familie untreu geworden ist. Er spielt aktuell für den AC Monza.
Die Medien feierten ihn als Mozart des Motorsports: Schon als Knirps verunsicherte Michael Schumacher - flankiert von Vater Rolf - die Strassen mit einem selbstgebastelten Kettcar-Mofa-Hybriden. Im Kindergartenalter stemmte er den ersten Pokal in die Höhe. Später wechselte Schumacher zur Formel 1, wo er den Rekord von sieben Weltmeistertitel einfuhr.
Weil der Vater die Kartbahn betreute und die Mutter die jungen Raser mit Würstchen versorgte, versuchte sich auch der jüngere Sohn, Ralf, im Kart. Er schaffte den Sprung in die Formel 1, konnte aber seinen grossen Bruder nicht überrunden. Schnell war "Schumi" auch auf der Piste. Vor über zehn Jahren verunglückte er schwer. Dafür macht Sohn Mick Schumacher von sich reden. Seine Leidenschaft gilt den Formel 1-Boliden, zwischenzeitlich bringt er aber auch mal Karts auf die Strecke.
In kaum einer anderen Sportart tummeln sich so viele Geschwister wie im Eishockey. Eine besonders auffällige Familie sind die Sutters aus dem kanadischen Alberta. In den 70er- und 80er-Jahren jagten die Brüder Brian, Darryl, Duane,
Brent, Rich und Ron dem Puck in der weltbesten Liga NHL nach. Geradezu zum Familientreffen mutierte eine Partie am 30. Oktober 1983: Mit Duane und Brent sowie den Zwillingen Rich und Ron standen vier Brüder im Einsatz. Fast alle drückten den Clubs später als Manager und Trainer ihren Stempel auf. Darryl gewann als Cheftrainer gar zweimal den Stanley Cup. Aber das Erbe der Sutters endete damit noch nicht. Jeder der sechs Brüder hat einen Sohn, der später Eishockey spielte. Bis auf einen haben sich allerdings alle inzwischen aus dem Profisport zurückgezogen.
Bei den olympischen Spielen war die Mongolei bestenfalls unter "ferner liefen" zu finden. Das änderte sich erst, als Vater Dschigdschidiin Mönkhbat ihr 1968 die erste Medaille bescherte - Silber im Ringen. Dennoch hätte er sich die Karriere seines Sohnes nicht im Traum vorstellen können. Als Junge hatte der schlanke Mönkhbatyn Dawaadschargal höchstens Basketball im Kopf.
Doch als er mit 15 Jahren seine Heimat verliess, um sein Glück in Japan zu suchen, legte er an Gewicht und Kraft zu: Als Hakuho Sho ging er als erfolgreichster Sumoringer der Neuzeit in die Geschichte ein. Nach 1187 Siegen zog er sich vor wenigen Jahren aus dem Ring zurück. Zwei von Hakuhos Kindern haben kürzlich an Sumo-Wettkämpfen teilgenommen haben, Es sieht also so aus, als ob Jigjidiins Erbe für eine dritte Generation fortbestehen wird.
Ihr Vater spielte oft Fernschach, ihr Bruder Dan war ein ebenso geduldiger wie starker Spielpartner. Um nicht als Frau aufzufallen, meldete sich die Schwedin Pia Cramling zunächst als "P. Cramling" an die Schachturniere an. Bald eroberte sie die Weltrangliste der Frauen. Doch die Grossmeisterin trieb nicht nur die Leidenschaft fürs Spiel an, sondern auch die für ein spanisches Superhirn.
Also heiratete sie Juan Manuel Bellón Lopez. Und siehe da: Statt mit Puppen spielte Tochter Anna Cramling Bellón lieber mit Schachfiguren. Sie hält einen FIDE Frauenmeister-Titel und ist mittlerweile eine vielbeachtete Schach-Influencerin. An den Schacholympiaden 2016, 2022 und 2024 engagierten sich Mutter und Tochter gemeinsam für die schwedische Mannschaft.
1803 verliebte sich der Medizinstudent Friedrich Knie in die Kunstreiterin Wilma. Das junge Glück währte nicht lange, aber Friedrichs Liebe zu den Pferden blieb. Er legte den Grundstein für den Circus Knie. Sein Nachfahre Fredy Knie senior feierte mit 10 Jahren seine ersten Erfolge als jüngster Dressur- und Springreiter der Welt. Er heiratete die Tennis- und Eispaarlauf-Meisterin Pierrette Dubois. Schnell machte er sich einen Namen als "Begründer der humanen Pferdedressur". Sein Sohn Fredy Knie junior perfektionierte diese Technik. Sein Wissen gab er an Ehefrau Mary-José, Tochter Géraldine und die Enkel Ivan, Chanel und Maycol weiter.
Was zeichnet die Knies besonders aus?
Sie verbinden Sportsgeist mit Unternehmertum. Jedes Mal, wenn es im Zirkuszelt wieder heisst "hereinspaziert!", zelebriert die Familie im Grunde genommen, was es braucht, um gemeinsam über Generationen hinweg relevant zu bleiben: Gemeinsinn und zeitlose Werte - sowie Anpassungsfähigkeit und Kreativität.
"Im Sport wie in Familienunternehmen braucht es eine gesunde Mischung aus starken Werten, harter Arbeit und einer klaren Vision, um über Generationen hinweg erfolgreich zu sein", betont auch Benjamin Vetterli. Dabei spricht er aus Erfahrung. Als Senior Family Advisor bei der LGT begleitet er vermögende Familien wie ein Coach die Spitzensportler und hilft ihnen im Rahmen der LGT Family Advisory, ihre Erfolgsprinzipien zu identifizieren - und sie beispielsweise in einer Familienverfassung festzuhalten.
Für ihn kommen die gemeinsamen Werte noch vor Eigenschaften wie der Disziplin. Denn sie bilden das Fundament für den langfristigen Erhalt des Familienvermögens. "Die Werte geben auch in turbulenten Zeiten Orientierung", sagt Benjamin Vetterli. Die Kunst bestehe dann darin, sich auf die Zukunft auszurichten und Modernisierungen vorzunehmen, ohne die eigenen Werte über Bord zu werfen. "Allerdings übernimmt der Nachwuchs die Werte nur, wenn die Eltern sie glaubwürdig vorleben."
Dem Fürstenhaus von Liechtenstein scheint dies besonders gut gelungen zu sein. Es hat seine Leidenschaft für Unternehmertum und Philanthropie über 26 Generationen und fast 900 Jahre weitergegeben. Und alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Erfolgsgeschichte fortgeschrieben werden kann.
Stephan Lehmann-Maldonado ist diplomierter Handelslehrer und bildet nebenbei junge Lernende aus, u. a. als Inhaber der Kommunikationsagentur Sagbar - wenn er nicht gerade im Gym trainiert.