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Anlagestrategien

Was die US-Zölle für Europas grösste Unternehmen bedeuten könnten

Wenn die von US-Präsident Donald Trump versprochenen höheren Importzölle in Kraft treten, wird der Welthandel erheblich beeinträchtigt. Aber nicht alle Branchen sind gleich stark betroffen.

Datum
Autor
Dr. Tilman Dumrese, Senior Aktienanalyst
Lesezeit
4 Minuten

Tor mit der Aufschrift „Customs“, von unten gegen einen blauen Himmel gesehen.
Höhere US-Zölle unter Präsident Trump könnten neue Investitionschancen schaffen. Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA sind dabei im Vorteil. Ausländische Produzenten dürften unter den Zöllen stärker leiden - so Dr. Tilman Dumrese von LGT Private Banking. © Shutterstock/Novikov Aleksey

In seiner zweiten Amtszeit wird Präsident Trump die Reindustrialisierung der US-Wirtschaft fortsetzen. Allerdings dürfte die neue Regierung einen völlig anderen Ansatz verfolgen. Während Präsident Joe Biden sich bemühte, die US-Wirtschaft durch die Förderung von grünen Technologien, Sonnen- und Windkraftwerken, Elektromobilität und umweltfreundlichem Wasserstoff zu unterstützen, dürfte Präsident Trump das Steuer radikal herumreissen.

Seine Instrumente sind billige Energie, Deregulierung, Steuersenkungen und als Pièce de Résistance: hohe Importzölle. Im Welthandel sind Importzölle kein Novum - die Europäische Union (EU) hat bereits mit zusätzlichen Zöllen auf die staatlichen Subventionen chinesischer Elektroautos reagiert. Doch Trump scheint Zölle nicht nur zu nutzen, um Handelsströme ins Gleichgewicht zu bringen, sondern auch als Machtinstrument, um Ziele jenseits der reinen Wirtschaft durchzusetzen.

So hat er beispielsweise signalisiert, dass höhere Abgaben auf Güter aus Mexiko, Kanada und China als Waffen zur Bekämpfung des Drogenhandels und der Immigration eingesetzt werden sollen. Diese Strategie könnte freilich scheitern, wenn Trump feststellt, dass er sein anderes Wahlversprechen, die Inflation einzudämmen, nicht einhalten kann, wenn die Preise aufgrund höherer Zölle steigen.

Unklare Zollsätze

Viele Autos warten in einem Hafen darauf, in einen grossen Schiffscontainer verladen zu werden
Steigende Zölle könnten die Automobilbranche hart treffen - besonders Hersteller mit grenzüberschreitenden Lieferketten zwischen den USA, Kanada und Mexiko. © istock/AvigatorPhotographer

Die angedrohten Zollerhöhungen gelten für alle grossen Handelspartner der USA; die Zollsätze sind allerdings noch unklar. Trump hat eine weite Bandbreite abgesteckt, darunter allgemeine Importzölle von zehn bis 25% auf bestimmte Waren aus China, Mexiko und Kanada sowie 25% auf Stahl und Aluminium aus Europa.

Während die Zölle auf chinesische Importe bereits in Kraft sind und eine Gegenreaktion ausgelöst haben, wird über weitere Massnahmen noch verhandelt. Grundsätzlich würde jede Erhöhung der US-Zölle weitreichende Auswirkungen auf die EU haben, da es sich bei den USA um ihr wichtigstes Exportland handelt. Die bilaterale Handels- und Investitionsbeziehung zwischen den USA und der EU ist die grösste solche Beziehung der Welt.

Dennoch wären nicht alle Unternehmen und Branchen gleichermassen von der Einführung substanzieller Zölle betroffen. Wenn ein Unternehmen die Nachfrage nach seinen Produkten und Dienstleistungen durch lokale Produktion in den USA decken kann, ist es weniger anfällig für die Auswirkungen der vollen Zollbelastung als ein Wettbewerber, dessen Produkte importiert werden.

In der Schusslinie: die Automobilbranche

Kanada und Mexiko stehen ganz oben auf der Liste der potenziell abgabepflichtigen Länder, was bedeutet, dass Trump vor allem die Automobilbauer ins Visier nimmt. In den 37 Automobilfabriken Mexikos wurden im letzten Jahr rund vier Millionen Fahrzeuge gebaut, nahezu ebenso viele wie in Deutschland. Rund 75% der in Mexiko gebauten Automobile dürften in die USA exportiert worden sein.

Mit den neuen Abgaben dürften sich diese Zahlen ändern, da Trump die nicht-amerikanischen Automobilbauer dazu bewegen will, in den USA zu produzieren, wenn sie sich diesen Absatzmarkt sichern wollen. Einige Automobilhersteller haben ihre Pläne für den Ausbau der Produktion in Mexiko bereits aufgeschoben. Andere Unternehmen - davon viele aus Europa - verfügen bereits über signifikante und zunehmend grössere Fabriken in den USA.

So haben die deutschen Automobilbauer im Jahr 2023 rund 900'000 Fahrzeuge in den USA gebaut, während die Importe aus Deutschland bei 400'000 Fahrzeugen lagen. 

Auch Pharma und Chemie im Fokus

Ein Mann mittleren Alters in Anzug mit Krawatte blick offen-fröhlich in die Kamera
Dr. Tilman Dumrese, Senior Equity Analyst, LGT Private Banking

Europäische Pharmaunternehmen erwirtschaften einen hohen Anteil ihres Umsatzes in den USA, und in den letzten zehn Jahren hat sich der Wert der Arzneimittelimporte in die USA mehr als verdoppelt. Seit 1995 besteht ein Welthandelsabkommen über die Zollbefreiung von Pharmaprodukten, daher fallen die entsprechenden Abgaben ausgesprochen gering aus: Der Importzoll in die USA beträgt ganze 0.9%. Bei diesem Abkommen handelt es sich jedoch nicht um ein verbindliches Abkommen, sodass sich Zollerhöhungen nicht ausschliessen lassen. Nach unserer Einschätzung dürften sich die Massnahmen der USA - sollte die Regierung Trump höhere Zölle auf Pharmaprodukte verhängen - zunächst gegen China und danach gegen die EU richten.

Auch die Chemiebranche dürfte höhere Importzölle seitens der USA zu spüren bekommen. Die USA sind nicht nur der zweitgrösste Chemieproduzent, sondern auch der zweitgrösste Chemieimporteur nach China. Im Jahr 2023 exportierte Deutschland Pharma- und Chemieerzeugnisse im Wert von 36.4 Milliarden Euro in die USA. Dies entspricht 14.3% der deutschen Gesamtproduktion. Hinzu kommt die bedeutende und wachsende lokale Produktionspräsenz deutscher Unternehmen in den USA. 

Schweizer Unternehmen dürften ebenfalls von Zollerhöhungen seitens der USA betroffen sein, da es sich um den wichtigsten Handelspartner der Schweiz handelt. Allerdings dürften die Auswirkungen für Pharma- und Industrieunternehmen sowie Lebensmittelhersteller mit Produktionsstandorten in den USA weniger hart zu spüren sein als für Unternehmen, die nicht derart breit aufgestellt sind.

Niemand gewinnt einen Zollkrieg - aber einige überleben ihn besser

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts zeigte David Ricardo, einer der Gründerväter der Wirtschaftswissenschaften, dass Zollschranken im Handel schädlich sind, da die Benachteiligungen der Konsumentinnen und Konsumenten nicht durch Bevorteilungen der produzierenden Unternehmen aufgehoben werden. Dies bedeutet, dass sich Handelskriege langfristig nicht gewinnen lassen.

Dennoch werden sich im Zuge einer Erhöhung der US-Zölle unter Präsident Trump Investitionschancen ergeben. Insgesamt sind Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA wohl besser gegen eine allfällige Trumpsche Zolllawine gewappnet als Unternehmen, die ausschliesslich ausserhalb der USA produzieren.

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So sehen wir die Märkte

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