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Unternehmertum

So sorgen Unternehmen für die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden

In der Arbeitswelt ist eine besorgniserregende Entwicklung zu beobachten: Während in den letzten Jahren die Zahl der Berufsunfälle und berufsbedingten Krankheiten kontinuierlich sinkt, nehmen psychische Erkrankungen bei Erwerbstätigen deutlich zu. Gründe dafür sind Stress, Zeitdruck, eine erhöhte Arbeitslast sowie Konflikte am Arbeitsplatz.

Datum
Autor
Sabina Sturzenegger, Gastautorin
Lesezeit
5 Minuten

In einer herbstlich, kargen Berglandschaft sitzt eine junge Frau in bedrückter Körperhaltung auf einem Holzblock.
Laut einer Studie des McKinsey Health Institute zeichnet sich ein alarmierender Trend ab: Psychische Erkrankungen am Arbeitsplatz nehmen deutlich zu. © Shutterstock/macondo

2023 führte das McKinsey Health Institute eine globale Umfrage mit über 30'000 Beschäftigten aus 30 Ländern durch, darunter die Schweiz und Deutschland, aber auch Argentinien, Indien, Polen, Japan, Schweden und die USA. Darin wurde nach toxischem Verhalten am Arbeitsplatz, Arbeitsbelastung, Zeitdruck, Zugang zu Gesundheitsressourcen, Führungskompetenz und psychologischer Sicherheit gefragt. Zudem wurden Aspekte wie Autonomie, Sinnhaftigkeit der Arbeit und Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen untersucht.

Das Fazit: Gesundheitliche Probleme bei Mitarbeitenden kosten ein S&P-Unternehmen mittlerer Grösse jährlich zwischen 228 und 355 Millionen US-Dollar an Produktivität. Im Fall des Vereinigten Königreichs, so schreibt McKinsey, könnte mit mental gesunden Mitarbeitenden zwischen 130 und 370 Milliarden Pfund pro Jahr eingespart werden - das sind sechs bis 17 Prozent des britischen BIP.

Zunahme ist Realität

Junge Frau mit dunklen, langen Haaren in einem hellgrauen Blazer und schwarz-weissem Halstuch lächelt in die Kamera.
Dr. Milena Wütschert, Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich.

In Asien, wo die Volkswirtschaften im Gegensatz zu Europa zum Teil sehr stark wachsen, ist die Burnout-Problematik am Arbeitsplatz besonders ausgeprägt durch lange Arbeitszeiten, hohe Leistungsanforderungen und kulturelle Barrieren im Umgang mit psychischer Gesundheit. Dies hat ein früherer McKinsey-Report festgestellt. Der Trend bestätigt sich auch in der Schweiz, wo eine Zunahme psychischer Erkranungen unter Arbeitnehmenden auch Realität ist.

Milena Wütschert ist Leiterin der Fachstelle Betrieblicher Gesundheitsschutz im Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich und sagt: "Stress wird in der Arbeitswelt immer mehr zur Belastung." Und es betrifft am Ende nicht nur die Arbeitnehmenden, sondern ebenso die Arbeitgebenden. Denn mit psychisch kranken oder angeschlagenen Mitarbeitenden können sie keine gesunden Unternehmen führen. Nicht zuletzt sind sie auf den guten Ruf angewiesen, für ihre Mitarbeitenden zu Sorgen - schliesslich herrscht der "war for talents".

Gesunde Teams leisten mehr

Junge Frau mit braunem halblangem Haar und Hornbrille lächelt in die Kamera, sie trägt ein weisses Jackett.
Angela Patrick, Holcim Schweiz

Das kann Angela Patrick von Holcim Schweiz bestätigen: "Ein Arbeitsplatz, der die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden fördert, zieht in der Regel die besten Talente an, bindet die bestehenden Mitarbeitenden und fördert die Zusammenarbeit." Wenn sich Mitarbeitende physisch und psychisch wohl fühlten, seien sie eher bereit, an Teamarbeit, Problemlösungen und konstruktiven Interaktionen mit Kolleginnen und Kollegen teilzunehmen, ist man beim weltweit tätigen Baustoffkonzern überzeugt. "Es ist wichtig, gesunde Mitarbeitende zu haben, weil die psychische Gesundheit mit Kreativität und Innovation zusammenhängt", ergänzt Patrick.

Mittelalterliche Frau mit grauem, kurzgeschnittenem Haar lächelt in die Kamera. Sie trägt ein blaues Jackett.
Nadine Kälin Vital, Swiss

Kreativität und Innovation sind das eine, Sicherheit das andere, wie es bei der Fluggesellschaft Swiss heisst: "Zum einen möchten wir die individuelle Gesundheit unserer Mitarbeitenden schützen, zum anderen geht es auch darum, einen sicheren Flugbetrieb zu gewährleisten", sagt Nadine Kälin Vital, Head of Health & Case Management bei Swiss. Es lohne sich für ein Unternehmen wie die Swiss, in die Prävention und in die Reintegration nach einem Arbeitsausfall zu investieren.

Psychische Erkrankungen sind nicht immer sofort sichtbar und entwickeln sich oft schleichend. Das gilt insbesondere für den Arbeitsplatz, wo viele nicht herausposaunen, was sie belastet. "Während physische Verletzungen meist unmittelbar erkennbar sind, entstehen psychosoziale Risiken oft durch eine ungünstige Arbeitsgestaltung, mangelhafte Organisation oder ein schlechtes soziales Umfeld am Arbeitsplatz", erklärt Milena Wütschert. Auch fehlt es häufig an Ressourcen und Knowhow, um den betrieblichen Gesundheitsschutz systematisch umzusetzen.

Unternehmen sind gefordert

Gemäss dem Beratungsunternehmen Mercer sollten Unternehmen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden aktiv fördern und beispielsweise die finanzielle Bildung in der Belegschaft fördern oder bei notwendigen Ausgaben wie Wohnen, Kinderbetreuung und Gesundheitsvorsorge finanzielle Benefits schaffen. Es gelte aber auch, die Gesundheit der Frauen zu unterstützen sowie flexible Angebote in Notsituationen zu schaffen und den Zugang zu medizinischer Versorgung allgemein zu verbessern.

Auch die Fachstelle Betrieblicher Gesundheitsschutz des Kantons Zürichs unterstützt Firmen, indem sie in einem Pilotprojekt Unternehmen berät, wie sie die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz fördern können. Die Fachstelle bietet kostenlose Beratungen an und hilft mit einem Netzwerk von Fachorganisationen und Partnern, die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu unterstützen.

Eine Gruppe von Menschen sitzt mit geschlossenen Augen an einem Konferenztisch und streckt die Arme über den Kopf.
Nach Ansicht des Beratungsunternehmens Mercer sollten Unternehmen die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter aktiv fördern. © istock/Hispanolistic

Grosse haben Vorbildfunktion

Grosse Unternehmen wie Swiss und Holcim können zudem durchaus eine Vorbildrolle einnehmen. Nadine Kälin Vital von Swiss: "Niemand sucht sich eine Erkrankung aus. Es kann jede und jeden von uns treffen. Wichtig ist, frühzeitig in Kontakt zu treten, im besten Fall schon vor einem längeren Arbeitsausfall." Es lohne sich, genau hinzuschauen, ob es Anpassungen am Arbeitsplatz bedürfe. Auch Information und Transparenz seien wichtig: "Teamkolleginnen und -Kollegen sollten in Absprache mit der betroffenen Person informiert werden."

Bei Holcim gehe man von einem reaktiven zu einem proaktiven Ansatz über: "Wir bieten Management und Vorgesetzten umfassende Schulungen zur psychischen Gesundheit an, die sie in die Lage versetzen, ihre Teams besser zu unterstützen", sagt Angela Patrick. Bei Holcim herrsche ein Arbeitsumfeld, das die psychische Gesundheit aktiv fördere. "Wir stellen sicher, dass alle Mitarbeitenden rund um die Uhr Zugang zu einem Unterstützungsdienst haben." Bei einer vertraulichen Hotline können alle Probleme gemeldet werden.

Förderung der psychischen Gesundheit bei LGT

Die LGT ist überzeugt, dass es eine Voraussetzung für einen guten Arbeitsplatz ist, der psychischen Gesundheit und dem Wohlbefinden Priorität einzuräumen. Deshalb haben wir ein solides Unterstützungssystem entwickelt, das den Mitarbeitenden das Gefühl gibt, empowert, unterstützt und verstanden zu werden:

  • Stärkung der Führungsqualitäten: Teamleiter erhalten spezielle Schulungen zum Thema psychische Gesundheit, damit sie die Bedürfnisse ihrer Teams besser verstehen und unterstützen können.
  • Praktische Ressourcen für Mitarbeiter: Von Meditationskursen über Online-Module bis hin zu kuratiertem Wissen über Plattformen wie GetAbstract haben Mitarbeiter Zugang zu Tools, die Achtsamkeit und Resilienz fördern sollen.
  • Vertrauliche externe Beratung: Private Beratungsdienste bieten Mitarbeitenden bei Bedarf sofortigen und sicheren Zugang zu professioneller Unterstützung.
  • Proaktive Kultur: Durch Workshops, Schulungen oder leicht zugängliche Ressourcen zum Thema Wohlbefinden fördern wir eine Kultur, in der psychische Gesundheit eine gemeinsame Priorität darstellt.

Bei LGT ist die Unterstützung der psychischen Gesundheit nicht nur ein Zusatzangebot - sie ist ein Eckpfeiler unserer Zusammenarbeit, um eine stärkere und gesündere Organisation aufzubauen.

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