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Market View & Insights
Asphalt, Raubabbau, Luftverpestung: Mehr Pflanzen und Tiere denn je sind vom Aussterben bedroht. Die gute Nachricht ist, dass man mit den richtigen Anlagen dagegen steuern kann.
Mit flotten Sprüchen sollte der verwöhnte Hausvogel Blu, der letzte Ara seiner Art, das Herz seiner letzten Artgenossin, der wilden Jewel, erobern – und so seine Spezies retten. Unzählige Menschen fieberten bei seinen tollpatschigen Annäherungsversuchen zu Samba-Klängen mit.
Das Schicksal des exotischen Federviehs im Animationsfilm "Rio" stellt keinen Einzelfall dar. Eine Million Tier- und Pflanzengattungen sind akut vom Aussterben bedroht, wie eine Studie der Vereinten Nationen von 2019 schätzt. Die Liste der Ursachen ist lang: zu intensive Landnutzung, Überfischung, Luftverschmutzung, Gewässerverschmutzung und so weiter.
Diese schwindende Biodiversität löst weit mehr aus als einen "Jöh"-Effekt auf der Kinoleinwand. Sie gefährdet die menschliche Lebensgrundlage – und genauso unsere Wirtschaft. Die Hälfte der globalen Wertschöpfung, sprich 44 Billionen US-Dollar, hängen von der Natur ab, hat das Weltwirtschaftsforum WEF errechnet. Nur ein intaktes Ökosystem liefert ausreichend Lebensmittel, Rohstoffe, Wasser, Luft und Inspirationen für Medikamente und Technologie. Hier ein Gedankenspiel: Wenn nur schon die Insekten die Pflanzen nicht mehr bestäuben würden, würde dies Kosten von 153 Milliarden Euro verursachen.
Kein Wunder, haben 188 Länder an der Weltnaturkonferenz 2022 in Montreal, kurz COP15, unterzeichnet, dass sie bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Meeres- und Landesfläche schützen wollen. Um dieses Ziel zu verwirklichen, sollen jährlich 200 Milliarden US-Dollar aus öffentlichen und privaten Mitteln fliessen – wobei es bisher vor allem an letzteren mangelte.
Doch augenscheinlich zeichnet sich an den Finanzmärkten eine Trendwende ab. In der Studie "Do Investors Care About Biodiversity? ", publiziert vom Swiss Finance Institute, zeigt Professor Alexander F. Wagner vom Institut für Banking und Finance der Universität Zürich, dass die Börsenkurse von Firmen mit grossem Biodiversitäts-Fussabdruck seit der COP15-Konferenz überdurchschnittlich unter Druck geraten sind. Dies deutet darauf hin, dass Anlegerinnen und Anleger zunehmend eine Risikoprämie verlangen, wenn unsicher ist, wie Unternehmen mit ihren Umweltrisiken umgehen.
Tatsächlich rückt die Biodiversität immer höher auf der Agenda der Finanzinstitute. 2021 haben sich Unternehmen mit Regierungs- und NGO-Vertretern zusammengerauft, um die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) zu gründen. Diese hat es sich auf die Fahne geschrieben, ein Rahmenwerk zu entwickeln, mit dem sich naturbezogene Risiken erfassen und offenlegen lassen. Verschiedene Player wie die LGT engagieren sich zusätzlich im Rahmen der Initiative "Finance for Biodiversity". Sie will Unternehmen für Biodiversität sensibilisieren und zu einer aussagekräftigen Berichterstattung darüber motivieren.
Dennoch bleibt es für Anlegerinnen und Anleger anspruchsvoll, beim Investieren auf die Artenvielfalt zu setzen. Die Anlagelösungen in diesem Bereich stecken noch in den Kinderschuhen, verglichen mit den Vehikeln rund ums Thema Klimawandel, die in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Das hat verschiedene Gründe.
"Biodiversität ist komplexer zu erfassen als das Phänomen Klimawandel. Es geht es um mehr als um Treibhausgase, nämlich um verschiedene Faktoren, die eng miteinander verwoben sind", sagt Falko Paetzold, der das Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) des Departments für Banking und Finance der Universität Zürich aufgebaut hat. Zwar finden sich Anlagefonds, die angeben, sich für die biologische Vielfalt zu engagieren. Inwiefern sie ihren Anspruch erfüllen, ist oft schwer nachvollziehbar. Noch keine Kennziffer hat sich diesbezüglich durchgesetzt. Ebenso wenig gibt es Konzepte, die auch das Biodiversitäts-Risikomanagement in umweltsensitiven Branchen berücksichtigen. Gerade dieses könnte aber einiges in Bewegung bringen.
"Um all diesen Herausforderungen zu begegnen, entwickelt die LGT einen umfassenden Ansatz von Biodiversifikationsfaktoren in traditionellen Anlagestrategien", sagt Christopher Greenwald, Head Sustainable Investing der LGT. Er ist überzeugt, dass die Ausrichtung auf den Natur- und Artenschutz für Anlegerinnen und Anleger auch Chancen bringt. Das WEF nennt dazu beeindruckende Zahlen: Unternehmen, die wirksame Lösungen für den Erhalt des Ökosystems entwickeln, soll bis 2030 ein Umsatzvolumen von bis zu 10 Billionen US-Dollar winken.
Zu den Wachstumsmärkten dürften etwa Sektoren wie die Landwirtschaft, die Wasserwiederaufbereitung, das Abfallmanagement oder die Kreislaufwirtschaft zählen. Zum Beispiel helfen Unternehmen im Bereich der Präzisionslandwirtschaft den Bauern mit smarten Systemen, ihre Böden besser zu analysieren und zielgerichtet zu bewirtschaften. Das führt zu einem geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, was wiederum besser ist für die Biodiversität.
Kritische Branchen wie etwa Energie oder Bergbau pauschal auf eine "schwarze Liste" zu setzen, ist dagegen laut Greenwald nicht zielführend. Vielmehr könnten innovative Lösungen gerade hier eine positive Hebelwirkung entfalten. "Strategien in diesen Sektoren, die schädliche Geschäftsaktivitäten reduzieren und nachhaltige Modelle ermöglichen, sind am effektivsten", meint Greenwald.
Können Anlegerinnen und Anleger den nachhaltigen Wandel wirklich beschleunigen? Für Falko Paetzold steht dies ausser Frage. "Den grössten Einfluss haben Aktionäre, wenn sie ihre Stimmrechte wahrnehmen oder direkt in Start-ups investieren", argumentiert Paetzold. Allerdings sind die Möglichkeiten für solche Direktinvestitionen rar und mit höheren Risiken behaftet. "Wer weniger Kapital zur Verfügung hat, kann auch nach Anlagefonds Ausschau halten, die sich in seinem Sinn engagieren."
Wie bei jedem Anlagetrend gilt auch bei der Biodiversität: Wer früh einsteigt, kann (unter Berücksichtigung gewisser Risiken) von einem allfälligen Wachstum profitieren. Und vielleicht dazu beitragen, dass Exoten wie Blu unseren Planeten weiterhin lebenswert machen.
Die LGT ist davon überzeugt, dass die Finanzwelt massgeblich zum Schutz der weltweiten Biodiversität beitragen muss. Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst. Mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie 2030 wollen wir Nachhaltigkeit in alle Bereiche unseres Unternehmens und in unsere gesamte Produktpalette integrieren. 2022 haben wir den "Finance for Biodiversity Pledge" unterzeichnet und beteiligen uns aktiv an den Arbeitsgruppen der Finance for Biodiversity Foundation, um gemeinsam auf einen positiven Wandel in der Finanzindustrie hinzuwirken. 2023 haben wir unser Biodiversitäts-Engagement weiter verstärkt und sind der Investoreninitiative "Nature Action 100" beigetreten. Darüber hinaus helfen wir auch unseren Kundinnen und Kunden, die Bedeutung dieses wichtigen Themas zu verstehen und durch die nachhaltige Ausrichtung ihrer Portfolios selbst einen Beitrag zu leisten.
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