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Nachhaltigkeit

Blaues Gold: Investieren Sie in Wasser?

Investments in Wasser sind noch immer Nischenprodukte. Könnte sich das ändern?

Datum
Autor
Simon Usborne, Gastautor
Lesezeit
7 Minuten

Kind trinkt wasser

Wer die Überschwemmungen in Europa diesen Sommer - vor allem in Deutschland im Juli - beobachtet hat, dem sei verziehen, dass er unsere Wasservorräte überschätzt. Die Wahrheit ist: Extreme Wetterereignisse sind ein Symptom desselben Problems, das in weiten Teilen der Welt zu Wasserknappheit führt - der Klimakrise.

Und wie jeder Wirtschaftsstudent weiss, erhöht Seltenheit den Wert - und danach suchen Investoren. Die kostbare Ware, die ein Nischenökosystem von Fonds und Indizes hervorgebracht hat, nennen sie "blaues Gold".

Wasser Investment
Im Juli 2021 wurden weite Teile Mitteleuropas überflutet, so auch hier in Österreich. © Keystone/APA/EXPA/JFK

Angesichts des Bevölkerungswachstums und der Klimakrise ist es wichtiger denn je, unsere Felder effizient zu bewässern und die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu gewährleisten. Die Vereinten Nationen sagen voraus, dass die Hälfte der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2030 unter starkem Wassermangel leiden könnte. Schon jetzt leben 1.42 Milliarden Menschen - darunter 450 Millionen Kinder - in Gebieten, die wegen zu viel oder zu wenig Wasser als stark oder extrem stark gefährdet eingestuft werden.

Einem UN-Bericht aus dem Jahr 2016 zufolge sind jährliche Ausgaben in der Höhe von 200 Mrd. USD erforderlich, um die Wasserversorgung zu schützen - die durchschnittlichen jährlichen Ausgaben liegen momentan bei nur 40 Mrd. USD.

Deshalb werden für Investoren zunehmend Unternehmen attraktiv, die eine Verschärfung dieser globalen Krise verhindern wollen - darunter die grossen Versorgungsunternehmen, aber auch Entsalzungsanlagen, andere Infrastrukturanbieter und Innovatoren in den Bereichen Hochwasserschutz, Bewässerung und Landwirtschaft.

Wasser als Investment: Angebot und Nachfrage

Wasser selbst ist kein handelbares Gut - das wäre wirklich ein ethisches Dilemma - aber, so Robert Hauser, Senior Portfolio Adviser im Bereich Nachhaltigkeit bei der LGT und ESG-Veteran seit fast 25 Jahren, ein Vorteil von Investments in die Wasserversorgung ist, dass die Nachfrage stets vorhanden ist. Denn es gibt keine Alternative zu Wasser. 

Robert Hauser
Robert Hauser, Portfolio Adviser bei der LGT, sieht in der Entsalzung der Meere eine wichtige Chance.


Darüber hinaus bieten sich Chancen sowohl in den Industrieländern als auch in den Entwicklungsländern, wo die Infrastruktur entweder gewartet und modernisiert oder von Grund auf neu gebaut werden muss.

Einige Fonds bestehen seit mehr als 20 Jahren. Hauser nennt den Pictet-Water-Fonds, der seit seiner Auflegung im Jahr 2000 auf mehr als 9 Mrd. EUR angewachsen ist. Zu seinen wichtigsten Beteiligungen gehören der Danaher-Konzern, dessen Unternehmen in den Bereichen Abwassersammlung, Wasseraufbereitung und -verteilung tätig sind, sowie Xylem, ein grosser amerikanischer Anbieter von Wassertechnologie. In den letzten Jahren sind zahlreiche neue Unternehmen in den Markt eingetreten, da sowohl etablierte als auch neuere Akteure im Fondsmanagement nach Möglichkeiten Ausschau halten.

Doch auch ein heranreifender Markt muss praktische Hürden überwinden. Eine lebensspendende Flüssigkeit als Profitquelle: Das ist ein schwieriges Thema mit politischen und ethischen Implikationen. Laut Hauser ist es oft noch risikoreich, in Start-ups und kleinere Spezialunternehmen zu investieren, die oft die interessanteste Arbeit in diesem Bereich leisten. Er sieht eine Marktlücke für einen kleineren Fonds, der sich auf kleine, stärker fokussierte Unternehmen spezialisiert.

Nachhaltig investieren

Rendite und Werte vereint

Als Finanzinstitut haben wir bei der LGT uns der nachhaltigen Allokation von Kapital verpflichtet. Konkret investieren wir in Anlagen, die die langfristige finanzielle Wertschöpfung ermöglichen und gleichzeitig einen dauerhaften Beitrag zur Steigerung des menschlichen Wohlergehens leisten.

Steigende Wasserknappheit

Entsalzung
Macht Wasser wieder brauchbar: Entsalzungsanlage in Israel. © Keystone/SCIENCE PHOTO/MARCO ANSALONI

Eine sektor- und länderübergreifende Diversifizierung bietet einen gewissen Schutz vor sich ändernden Regulierungen. Hauser beschreibt ein Szenario, in dem ein kleines Wasserversorgungsunternehmen, das vielleicht nur eine oder zwei Städte versorgt, seine Anlagen an ein grösseres, investitionsfähiges Unternehmen verkauft und im Gegenzug Grössenvorteile bei der Infrastruktur und Ausrüstung sowie eine damit verbundene Verbesserung der Qualität und Zuverlässigkeit der Versorgung erzielt.

Über welche Art von Rendite reden wir? Sie lassen Wasserfonds nicht nur bei ethischen oder neugierigen, sondern auch bei rein gewinnorientierten Anlegern in den Blickpunkt rücken. Die durchschnittlichen jährlichen Renditen der letzten zehn Jahre liegen häufig bei rund 10%, während Pictet im Jahr bis September 2021 eine Rendite von fast 24% erzielte. "Viele Fonds haben in diesem Jahr sehr gut abgeschnitten, sodass es schwer ist, einen Vergleich anzustellen. Aber das ist ein sehr beeindruckender Anstieg", so Hauser.

In Wasser investieren
Die Temperaturen steigen, das Wasser wird knapper: Der Lac de Brenets in der Schweiz. © Keystone/Anthony Anex

Wenn die Wasserknappheit zunimmt, werden die Unternehmen in diesem Sektor reagieren. Das Global Water Institute hat vorausgesagt, dass bis zum Jahr 2030 bis zu 700 Millionen Menschen wegen starker Wasserknappheit umsiedeln müssen.

Hauser sieht in der Entsalzung eine wachsende Chance für die Zukunft - und eine Herausforderung. Unsere Ozeane enthalten fast 97% unseres gesamten Wassers - eine riesige Ressource, die dazu beitragen kann, die restlichen 3% zu sichern. "Aber die Entsalzung bringt andere Probleme mit sich", sagt er. "Was macht man mit dem ganzen Salz? Und wenn man Öl für den Betrieb von Entsalzungsanlagen verwendet, ist das auch nicht gerade gut für das Klima."

Solche komplexen Zusammenhänge und Dilemmata erklären vielleicht, warum die Wassermärkte nach 20 Jahren langsamen Wachstums immer noch eine relative Nische sind. Aber es ist klar, dass sich das ändern wird - am Ende geht es um Angebot und Nachfrage. 

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